Zero-Emission-Park - ein Weg zu einem nachhaltigen Industrie- und Gewerbegebiet beim Bhf. Wiesloch-Walldorf?

Veröffentlicht am 24.03.2009 in Wahlkreis

Zu einem Vortrag mit obigem Titel hatten die SPD-Ortsvereine Wiesloch und Walldorf eingeladen.

Trotz des schwierigen Titels und einer nicht leicht zu findenden Veranstaltungsadresse waren zahlreiche Interessierte gekommen, um zu hören, was Professor Dr. Michael von Hauff von der Universität Kaiserslautern über nachhaltige Industriegebiete zu sagen hatte.
Mit Recht hatten sie vermutet, dass von Konzepten für Gewerbegebiete die Rede sein werde, die geringstmögliche Umweltbelastung sicherstellen.
Gastgeber der Veranstaltung war Ralf Lakatos von der Firma LAMTEC, der das Unternehmen kurz vorstellte.
Es ist eine der noch wenigen Firmen, die im Gewerbegebiet am Bahnhof
Wiesloch-Walldorf ansässig sind. Entstanden ist es dadurch, dass Teile der dortigen ABB-Niederlassung sich 1995 verselbständigten (auf Neudeutsch: Management Buy Out) und nun auf dem Gebiet der Sensorik für Großfeuerungsanlagen tätig sind.
Die Organisation hatte Erwin Leuthe, ehemaliger Baubürgermeister von Wiesloch, der sich besonders für die Entwicklung des neuen Gewerbegebiets am Bahnhof engagiert.Die Initiative zu dieser und ähnlichen Veranstaltungen hatte Ferdinand Kuschnick vom Netzwerk-
KREIS ergriffen, der sich schon 2007 Gedanken machte, wie man wirtschaftspolitische Ideen der SPD in die Praxis umsetzen könnte. Bei Dr. Lars Castellucci, der mittlerweile zum Bundestagskandidaten im Rhein-Neckar-Kreis avancierte, fand er offene Ohren. So kam schließlich dieser Abend zustande, den Kuschnick moderierte.
Professor von Hauff bot in seinem Vortrag keine graue Theorie, sondern berichtete Erfahrungen aus Projekten, an denen sein Institut im Rahmen eines bundesweiten Forschungsprojektes beteiligt war, unter anderem:
o ein neues Gewerbegebiet in Kaiserslautern,
o eine Umgestaltung eines Gewerbegebiets in Bottrop,
o die Einrichtung eines neuen Gewerbegebiets in Eberswalde.

Alle Projekte standen unter dem Motto, dass die Faktoren Wirtschaft, Umwelt und - bisher vielleicht zu wenig beachtet - soziale Dimensionen zusammengeführt werden müssen.
Gewerbegebiete wurden meist einfach "eingerichtet", ohne Vision, was sie außer Gewerbesteuereinnahmen und der Schaffung von Arbeitsplätzen eigentlich bewirken sollten. Eine Reihe von Zielen, die in den Projekten verfolgt wurden, sind:
o die Reduzierung des Schadstoffausstoßes (CO2, Feinstaub),
o die Verringerung des Flächenverbrauchs,
o die Abkoppelung vom öffentlichen Energienetz durch Autarkie in der Versorgung,
odie Minimierung des Verkehrsaufkommens (Anliefer- und Personenverkehr).
Auch die Frage, ob Kinderbetreuung für die im Gewerbegebiet Tätigen angeboten werden sollte, spielte eine Rolle.

Das Schlüsselwort lautet Kooperation: 60% Leerfahrten der LKW schreien geradezu nach gemeinsamer Nutzung der Ladekapazitäten, 20 Millionen jährlicher Kilometer privater Anfahrten zur Arbeitsstätte legen ein Umdenken beim ÖPNV nahe, was des einen Abfall ist, kann des
anderen Rohstoff sein. Von Hauff konnte mit Zahlen und Beispielen untermauern, dass hier einiges möglich ist. Voraussetzungen seien allerdings eine Mindestgröße des Gewerbeparks von etwa 10 Unternehmen und das Mitziehen der Kommunen.
Letztlich müsse sich "Zero Emission" rechnen, nach seinen Erfahrungen tut sie das auch meist. Aussagen zur konkreten Situation in Wiesloch und Walldorf wollte er jedoch nicht machen, er empfahl, einen Besuch im
Gewerbegebiet Bottrop.
An die anwesenden Gemeinderäte gewandt, fragte Dr. Castellucci, welche Schlussfolgerungen aus den gesetzten Impulsen gezogen werden könnten. Er schloss sich der Empfehlung des Referenten an, die Erfahrungen eines Projektes vor Ort zu erkunden.
In der Diskussion wurden lokale Bedingungen angesprochen: Wie kann ein Gewerbegebiet im Sinne von "Zero Emission" funktionieren, wenn die Zusammensetzung sehr inhomogen ist? Was, wenn ein Gewerbegebiet von einem Großunternehmen dominiert wird? Sollen Gewerbe- und
Wohngebiete durchmischt werden?
Generelle Antworten gab es nicht, aber Anlass für weiteres
Nachdenken.
Dieter Lattermann

 

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